Rätseln, Rechnen und Entdecken – ein verwinkelter Klosterwald als Klassenzimmer vor der Haustür
Lehrerteam der Sünte-Marien-Grundschule auf Exkursion im Stiftsbusch Wietmarschen
Wietmarschen. Wie misst man eine Strecke ohne Maßband? Und was bedeutet „Nie Ohne Seife Waschen“ nochmal? Die altbekannte Eselsbrücke für die Himmelsrichtungen rief bei vielen Lehrkräften der Sünte-Marien-Grundschule in Wietmarschen sofort Erinnerungen hervor. Mitte September nahm das Kollegium mit Schulleiterin Anja Heinze an einer Fortbildung im nahegelegenen Stiftsbusch teil, organisiert vom Naturpark Bourtanger Moor – Veenland e.V.
Im Rahmen des „Netzwerkprojekts Naturpark-Schule“, einer Initiative des Verbandes Deutscher Naturparke, wurde den 15 Lehrkräften der neue Aktiv-Pfad im Klosterwald vorgestellt. Ziel des Projekts ist es, Kindern Natur und Kultur direkt vor der Haustür näherzubringen.
Insgesamt acht Aktiv-Pfade, zwischen zwei und fünf Kilometer lang, wurden im Naturpark eingerichtet. Sie laden seit Sommer dazu ein, die Umgebung spielerisch zu erkunden – ob als Familie oder als Schulklasse. „Ein echter Mehrwert für den Unterricht“, betont Judith Uthmann-Tattermusch aus der Geschäftsstelle des Naturparks. Die Inhalte der Pfade greifen zentrale Themen aus dem Lehrplan auf und lassen sich mit regionalen Besonderheiten in Natur, Heimat und Kultur verbinden.
Im Fokus stehen dabei unter anderem typische Moorlandschaften, Wälder, heimische Pflanzen und Tiere – von Schafen über Libellen bis hin zu Fledermäusen. Auch die Geschichte der Region spielt eine Rolle. So erklärte Biologin Silke Hirndorf zu Beginn der Exkursion etwa die Herkunft des Ortsnamens Wietmarschen: „Wyt in de Mersch“ – also „weit draußen in der feuchten Wiesen- oder Weidenlandschaft“.
Während des Rundgangs berichtete sie von der Urbarmachung des Landes und der Entstehung des Klosters. Am Wegesrand erinnern Stationen wie die sieben Schweine aus Cortenstahl an die frühere Viehhaltung und den wirtschaftlichen Betrieb des Klosters, der von Adeligen gestiftet wurde.
Spätestens an der nächsten Mitmachstation wurde es aktiv und unterhaltsam: Die Lehrkräfte zählten ihre Schritte bis zur nächsten Infotafel – eine Methode, um Entfernungen spielerisch zu schätzen. Ranger Andreas Rakers, der beim Aufbau der Besucherlenkung mitgewirkt hat, begleitete die Gruppe fachkundig durch den herbstlich werdenden Wald. Als Biologe gab er unterwegs spannende Einblicke in die Pflanzen- und Tierwelt.
Auch knifflige Themen wie das Arbeiten mit einem Kompass oder das Messen der Baumhöhe mithilfe der „Schattenmethode“ wurden ausprobiert. Welche Spiele, Aufgaben und Entdeckungen sich zusätzlich für den Einsatz im verwinkelten Klosterwald eignen, diskutierten die Teilnehmenden beim Spaziergang und später bei der Einkehr ins Stiftscafé.
Am Ende des Nachmittags war klar: Das „Draußenklassenzimmer“ direkt vor der Haustür bietet zahlreiche Möglichkeiten, Natur- und Heimatkunde lebendig und nachhaltig zu vermitteln.
Infos: www.naturpark-moor.eu




